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Samstag, 28. Oktober 2017

Ein Satansbraten kommt selten allein: Nachbesprechung

Liebe Freunde des kultivierten Fotoroman-Konsums: Das Konzept der Nachbesprechung hat sich mehrfach bewährt und wird deshalb fortgeführt. Zur Bewältigung und Verarbeitung des Erlebten ist es wichtig, darüber zu sprechen. Miteinander. Füreinander. Auf!



Es gibt diesmal nicht so viele Punkte zu besprechen wie bei vergangenen Fotoromanen. Das liegt in erster Linie daran, dass «Ein Satansbraten kommt selten allein – Im Bann des Teufels» in sich sehr stimmig, logisch und – was die Handlung betrifft – auch relativ kurz ist. Es gibt fast nichts zu bemängeln, derart felsenfest hält die Geschichte jeglicher Kritik stand. Die zwei, drei Punkte, die noch angesprochen werden sollten, folgen jetzt. Und wir schauen, was aus Cai geworden ist.

Los geht's!




Zuerst: Danke einmal mehr für die großartige Resonanz. Mich freut es wirklich jedes Mal aufs Neue, wie genau und detailliert die Geschichten inklusive den Kommentaren gelesen werden. Und das von tausenden von Menschen. Mit euren Likes und Kommentaren haltet Ihr den Laden hier am Laufen. Denn für mich alleine mach ich's auch nicht. Dann gehe ich lieber in den Garten, Bier trinken oder mit dem Hund spielen (alle drei Tätigkeiten lassen sich beliebig kombinieren, sind aber bei Bedarf auch einzeln ausführbar).


1. Wo wohnt der Teachy?

Mir liegt viel an den Originalschauplätzen – die sich in 90% der Fälle in München befinden. Obwohl ich mittlerweile relativ München-kundig bin, stoße ich immer wieder an meine Grenzen. Zum Glück ist immer Verlass auf die Leserschaft. Der erste Hinweis war leider nur auf den ersten Blick korrekt. Der Zweite (Valentin R.) hingegen ein Volltreffer:




Es ist die St. Nikolai-Kirche am Gasteig in München (D).





2. Wo waren die Eltern?

Gute Frage. Ohne Zweifel: Die Eltern spielten in dieser Geschichte eine zweifelhafte Rolle. Vanessas Mutter hatte eigentlich nur zwei Dinge im Kopf: Martins Vater und die Einrichtung des neuen, gemeinsamen Hauses. Dass ihre Tochter zwischenzeitlich in die Fänge von Teufelsanbetern geriet und auf dem Zenit der Misere beinahe rituell vergewaltigt worden wäre – egal. Hauptsache, diese Lampe kommt weg und das Sofa in andere Ecke.

Martins Vater war auch nicht besser. Seine größte emotionale Zuwendung zu seinem Sohn war: «Verdammt, Martin könnte auch mit anpacken. Der hängt bestimmt wieder über seinem Computer.» Ok, vielleicht ist das einfach seine Art, die Liebe zu seinem Sohn auszudrücken. Ein Hilferuf! Zu Hülf!

Interessant auch noch die aufgetauchte Frage, wieso die beiden Elternteile heiraten, ohne dass sich die beiden Kinder zuvor auch nur einmal gesehen haben. Erst recht, wenn geplant ist, unmittelbar nach der Hochzeit in ein gemeinsames Haus zu ziehen – samt den Kindern. Vanessa und Martin lernen sich erst beim Einzug kennen... das muss muss man sich mal vorstellen. Dieses Vorgehen wirft auch nicht unbedingt ein besseres Licht auf die Eltern.


3. Petting unter Geschwistern – hui oder pfui?

Es ist natürlich klar und es wurde auch in den Leserkommentaren darauf hingewiesen: Vanessa und Martin sind keine Halbgeschwister. Dafür bräuchten sie je ein gemeinsames und ein unterschiedliches Elternteil. Sie sind Stiefgeschwister und dürfen folglich tun und lassen, was sie wollen. Das beginnt beim Petting und endet beim Haare bürsten. Grünes Licht!


4. In wie vielen Tagen spielt sich die Geschichte ab?

Immer wieder eine höchst interessante Frage. Und während wir es bei vergangenen Fotoroman mit teilweise absurd kurzen Zeitfenstern zu tun hatten, ist «Im Bann des Teufels» fast schon realistisch aufgebaut. Auch wenn es gefühlt anders scheinen mag: Es handelt sich diesmal um eine volle Woche. Ich hab euch das Ganze feinsäuberlich aufgeführt:


 


5. Cai – ein Frauenschwarm?

23 Jahre nach Erscheinen des Fotoromans scheint Cai nichts von seiner Faszination eingebüßt haben. Die weibliche Leserschaft muß auch 2017 mit der Beherrschung kämpfen –  zu stark scheint die Wirkung zu sein, die der langhaarige Satanslümmel auf sie zu haben scheint. Die Mischung aus einfühlsamer, tätowierter Schulter zum Anlehnen und langhaarigem Bad Boy mit Petting-Absichten scheint zeitlos.

Als die Fotolove-Story damals rauskam, waren die Damen kaum zu bändigen – und ließen ihren Gefühlen zum Beispiel via Leserbrief freien Lauf:


Tja, liebe Esther K. aus Mölln: Wir alle haben uns so sehr gewünscht, dass er vom Teufel wegkommt. Leider klappte das nur bedingt und er endete als Häufchen Asche in einem dunklen Keller.

Auch Liane H. aus Wilhelmsdorf wollte mehr!



Die gute Nachricht: Dieser Cai ist weder tot, noch hatte er je was mit dem Teufel zu tun! Um die Gier der weiblichen Leschaft zu stillen, hat BRAVO nach Abschluss der Foto-Love-Story eine lupenreine Home-Story über Cai veröffentlicht (und kam damit direkt dem Wunsch von Liane H. nach). Die will ich euch natürlich nicht vorenthalten.








Also doch noch etwas Übersinnliches am Schluss. Aber was wohl aus der Band «Gobblededook» wurde? Vermutlich hieß sie «Gobbledegook», denn das wäre die korrekte Übersetzung von Kauderwelsch. Man findet dennoch nichts auf Google (wobei das nichts bedeuten muss).

Klappte es zumindest mit der Werbeagentur? Also davon kann man ja wohl noch ausgehen – wie wir spätestens sei «Lolli und der Werbelümmel» wissen, kann wirklich jeder dahergelaufene Lackel eine Werbeagentur gründen.

Die Werbeagentur war aber gar nicht nötig: Bereits ein Jahr später veröffentlichte Cai die Single «Blow Boys Blow» mit dem Projekt Boomtown. Mit dem harten Act à la Prodigy klappte es scheinbar nicht wirklich – aber immerhin mit dem Rap. 1A!


Bildquelle: Discogs.com



Interessant, wenn man sich die Rückseite des CD-Covers anschaut: Diese Prachtssingle stammt aus der Feder des Produzenten Wildmax.


Klaus «Wildmax» Munzert war seinerzeit ein Eurodance-Produzent erster Güte, der unter anderem für den Trash-Meilenstein «Der Berg ruft» von K2 verantwortlich zeichnete. Ihr erinnert euch noch, oder? Sonst: Vielleicht besser so. Jedenfalls unterhielt Wildmax scheinbar gute Beziehungen zu BRAVO (was sich zur damaligen Zeit nur lohnen konnte). So kam es, dass «Blow Boys Blow» nicht nur auf der BRAVO Hits 9 vertreten war, sondern dass Wildmax gleich im Folge-Fotoroman von «Im Bann des Teufels», «Full Speed», mitspielte. Seine Rolle: Wildmax, der Produzent.



Das wäre übrigens auch eine dufte Foto Love Story, die wir mal zusammen anschauen könnten. Denn Sabrina greift zum Ecstasy, damit sie sich traut, die Eurodance-Bretter einzusingen. Stark!

Zurück zu Cai. Aus der Musikkarriere wurde scheinbar nichts. Dafür wurde aus ihm später ein waschechter Schauspieler, der – nebst zahlreichen Independent-Filmen – auch in TV-Produktionen wie «Tatort», «Die Rosenheim-Cops», «Der Bulle von Tölz» oder «Der Alte» geschafft hat. Das ergab eine Googlesuchanfrage mit seinem Geburtsdatum und seinem Vornamen – clever, ne?

Bildquelle: Kino.de

Bildquelle: Kino.de

Bildquelle: Kino.de

Eine Anmerkung: Ich grabe normalerweise keine Fundstücke von Privatpersonen aus und verlinke sie mit der Gegenwart. Als man noch nichts vom Internet wusste, verhielt man sich in der Öffentlichkeit anders - das gilt es zu respektieren. Ich lösche deshalb auch relativ unbürokratisch Dinge, die Betroffene stören (ist übrigens schon vorgekommen, z.B. bei Brieffreundschaftsanzeigen). Im vorliegenden Fall machte ich eine Ausnahme, weil es sich bei Florian Sonnefeld um eine öffentliche Person handelt – und vor allem, weil in seinem Wikipedia-Artikel explizit auf seine BRAVO-Vergangenheit hingewiesen und sogar auf Bravo-archiv.de zum Fotoroman «Im Bann des Teufels» verlinkt wird. 


6. Hat BRAVO die Leserschaft mit der Faszination Satanismus alleine gelassen?

Nein! Wie bei den meisten Fotoromanen, die sich einem heiklen Thema widmen, begleitete BRAVO auch hier die minderjährige Followerschaft mit einem einordnenden Artikel: «Das gefährliche Spiel mit dem Übersinnlichen». Interviewt wird darin unter anderem die Hexe Cleo (Bild Mitte), die für den Fotoroman beratend zur Seite stand (sic!).








So, das war's. Danke für die Aufmerksamkeit. Ein schönes Wochenende, Presto und out!

18 Kommentare:

  1. Oh.Mein.Gott. Ich erinner mich zwar nicht an die LoveStory, aber an diesen Artikel über Florian. Nicht zu fassen, was da so im Unterbewußtsein noch schlummert nach all der Zeit.

    Was mir auch immer wieder auffällt: Ich finde die Bravo-Artikel sauschwer zu lesen. Diese dunklen Hintergründe und die kleine, irgendwie verschnörkelte Schrift. Das war früher nicht so. Ist bestimmt Absicht, damit die älteren Semester gar nicht erst versuchen, zu erfahren, was die Jugend wieder treibt....


    Ansonsten auch von mir ein ganz großes Dankeschön für diese wunderbare Aufarbeitung einer unfassbar spannenden Geschichte! (Wenn man bedenkt, dass wir damals immer ne ganze Woche auf die Fortsetzung warten mussten. Schröcklich)

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    1. Ich bin auch immer wieder fasziniert, wieviele dieser Bravo-Storys mir noch bekannt vorkommen. Für sowas verschwendet mein Hirn Kapazitäten, aber wo ich grade den Autoschlüssel hingelegt hab, weiß ich nimmer...

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    2. Ging mir genau so! An die Story erinnere ich mich dunkel bis gar nicht, aber an den großen Artikel über Cai! :D

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  2. Sehr schön, danke! (Auch wieder für die ganze Arbeit.) Diese Full Speed-Story hast du die auch? Ich erinnere mich rudimentär. Sabrina, die beste Freundin hieß Jasmin (?) und diese K2-Kombo kam drin vor (als Act).

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  3. Ohje, ich dachte mir schon, wie das Lied klingt, noch bevor ich es angeklickt hab. Danke für diesen Service! Das geschmacklich hinterfragbare Indianertattoo hat übrigens laut Google Bildersuche noch ein paar Tribals als Zuwachs bekommen. Die Ecstasygeschichte klingt auch super, gerne auf die Liste damit!
    Bis bald dann!

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  4. Sehr interessant. Vielleicht könnten wir eine Petition an das ZDF starten, doch eine Realverfilmung von "Im Bann des Teufels" zu machen und Florian spielt noch einmal den Cai.
    Mit schwarzen, längeren Haaren sieht er tatsächlich besser aus !
    Der Satanspriester kann ja in der Handlung ruhig eine Ecke älter sein als die Kids und die Storyline kann man ja leicht abändern, dass es etwas logischer wird.
    Aber spielen sollte es auf jeden Fall in den 90ern

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  5. Vielen Dank für die Zusatzinfos! Mir hat besonders der letzte Artikel gefallen, besonders, wie Hexe Cleo an manchen Stellen von diversen Praktiken schwärmt und die Sekten-Beraterin direkt danach alles für Humbug erklärt. Auch die einen direkt aus den Fotos anspringende Begeisterung der Jugendlichen ist nett anzuschauen!

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  6. Leider werden mir nicht alle Bilder angezeigt, sodass ich nur die ersten beiden Cai in Flammen Bilder gesehen habe. Er sagt doch in dem Report, der Umhang sollte nur unten brennen und er ist versehentlich fast ganz abgefackelt.. haben die zuerst trotzdem draufgehalten, bevor sie ihn gelöscht haben? Das Feuer sieht auf dem zweiten Bild recht.. hoch aus und er ziemlich undoublehaft. Irre starke Reallife-Action! Früher war einfach alles besser. Vielen Dank für die ganze Arbeit die Sie sich immer machen, ich liebe diese Seite. Vor allem da ich theoretisch was sinnvolles machen sollte, mich aber praktisch in viel relevanteren Themen (Pferde, Petting) weiterbilden kann. Sie machen das wirklich toll. Kussi!

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  7. Astrologie wird zum Okkultismus gezählt.
    Hatte die Bravo eigentlich ein Horoskop? ;-)

    Und Westbam/Marusha "zu poppig", das klingt mir nach "denn ich kenne nur deren Songs aus dem Radio". Oder trügt mich da meine Erinnerung? (auf Marusha wurde ja glaub ich einiges rumgehackt, weil sie "so komerziell" war)

    Schöner Artikel, genau wie auch die Fotostory!

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  8. Ich bin regelmäßiger Mitleser und lasse jetzt mal einen Kommentar da: Super Arbeit, tolle Geschichten, wunderbar kommentiert! Weiter so, es macht meiner Partnerin und mir viel Spaß, sie gemeinsam zu lesen!

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  9. Heeee, die Wikipedia-Recherche ergab, dass Florian Sonnefeld heute Geburtstag hat! Happy Birthday, Florian-Cai-Natas! <3 <3 <3

    Side Note: auf der Rückseite des Boomtown-covers steht sein Name aber nicht unter "Boomtown are...." Fiel mir nur gerade auf! :)

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    1. Da steht Sunny, das ist wohl eine fetzige Abkürzung für seinen Nachnamen "Sonnefeld".

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  10. Herrlich, die Homestory! Einem Traumboy wie ihm standen wirklich alle Türen offen. Das muss man sich mal vorstellen: "Um ein Haar" wäre er Fußballprofi geworden (hatte dann aber doch keine Lust auf die A-Jugend von 1860 und das ganze Training). Stattdessen ist er dann ja "um ein Haar" Popstar geworden.

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  11. Danke für die 1 Nachbesprechung, die ist ja interessanter geworden als die eigentliche Bravo-Story, vielen Dank für Deine Mühe...
    Kussi, Bussi, Presto und out

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  12. Zu Wildmax: Bin absolut davon überzeugt, dass er definitiv das Buch "The Manual (How to Have a Number One the Easy Way)" (https://en.wikipedia.org/wiki/The_Manual) von KLF gelesen und verinnerlicht hat: " It is a step by step guide to achieving a No.1 single with no money or musical skills". The Austrian Eurotrash band Edelweiss took the book as a primary influence: they read the book, borrowed ABBA's "S.O.S.", and sold five million copies worldwide with "Bring Me Edelweiss".
    Das Rezept, auf die billigste Weise mit Bumsbeat und Samples einen absolut schrottig-billigen Hit zu produzieren, hat Wildmax ja wohl mit K2's "Der Berg ruft" unter Beweis gestellt - Mit Daniel "Mach Dich krass" Aminati als willigem Erfüllungsgehilfen.

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  13. Super!

    Und bitte, bitte die Full Speed Love Story! Die war toll :)

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  14. Ich möchte bitte nachtragen, dass im-bild.org eine wunderbare "Webseite über kulturelle Zeitzeugen" ist und es entsprechend auch Stuttgart.im-Bild.org und Saalekreis.im-Bild.org gibt (die scheinbar einzigen kulturellen Hochburgen Deutschlands).

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  15. Alter! Gerade bei Wikipedia gelesen: "Als Autor arbeitet Florian Sonnefeld häufig unter dem Pseudonym Rolf-Ian Delfenson". ROLF-IAN DELFENSON?! ASSENAV, NATAS, NITRAM lassen grüßen ... ey, Sunny, wirklich ...

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