Ein klassischer Garagen-Altpapier-Fund: Die junge Michelle Hunziker (22) auf
dem Cover der 'Schweizer Illustrierte'. Stiess die damalige Ehefrau von
Schmusebarde Eros Ramazzotti in Italien auf breite Zustimmung ("Po der
Nation"), wehte ihr in der Schweiz ein rauher Wind entgegen („Ich lasse
mich nicht fertigmachen“).
Grund Nr. 1: Herr und Frau Schweizer begegnen der Kombination
"Schönheit" und "Erfolg" grundsätzlich mit blankem Misstrauen. Besonders,
wenn sie zwischen den beiden Faktoren einen kausalen Zusammenhang vermuten.
Dies ist immer dann der Fall, wenn es sich nicht um bescheidene, aber
erfolgreiche Sportlerinnen handelt ("
Schätzli der Nation", "
Eisprinzessin" etc.) und die Gründe für die
Lorbeeren nicht mit Hilfe der Stoppuhr nachvollziehbar sind.
Grund Nr. 2: Ihr eidgenössisches Fernseh-Debüt "
Cinderella". Die
Schönheitsshow konnte nicht mit den wenigen TV3-Gassenfegern (Big Brother, Expedition
Robinson, Popstars) mithalten und wurde von der Öffentlichkeit belächelt. TV3 war der erste von
zwei Versuchen, in der
Schweiz Privatfernsehen nach deutschem Vorbild zu etablieren. Die Macher
schmissen mit Ausdrücken wie "Infotainment" um sich, kauften
Endemol-Sendungen und kopierten ausländische Erfolgsformate. 2001, also zwei
Jahre nach der Lancierung, schloss der Sender bereits wieder seine Tore (mit der Ausstrahlung des Films "Titanic" (sic!)). Im
Gegensatz zu einer unsterblichen Kult-Folge der Talkshow „Fohrler Live“ (Thema:
Jugendgewalt) ist „Cinderella“ komplett in Vergessenheit geraten. Wenn ich
ehrlich bin, könnte ich nicht mal mit Sicherheit sagen, worum es in der Sendung
genau ging. Ich vermute, es wurden graue Mäuse in strahlende Prinzessinnen
verwandelt.
La Hunziker jedenfalls liess sich nicht fertigmachen und das ist auch gut
so. Ihren Bedarf an deutschsprachigem Fernsehen deckte sie später mit
DSDS und
Wetten dass zur Genüge - was wohl auf Gegenseitigkeit beruht.