Heute wieder einmal eine echte Rarität, die es sonst nirgends zu sehen gibt. Das einst grösste Schweizer Modehaus Spengler gab früher ein «Journal für Mode + Lebensgestaltung» heraus. Die rund 145 Seiten bestanden vor allem aus Mode, die man bestellen konnte. Zusätzlich gab es vereinzelt Artikel über Mode («Welche Schuhe zu welcher Mode?»), Beauty («Ihr Make-up zu den neuesten Modefarben»), Jugend («Lassen Sie ihrem Sohn die erste Liebe»), Kinder («Zum ersten Mal auf dem Thron») usw. Also ein Versandkatalog für Fortgeschrittene. 2004 wurde das finanziell angeschlagene Unternehmen Spengler von Schild – einem ebenfalls traditionsreichen Schweizer Modehaus – übernommen.
Die Geschichte von Spengler ist nicht uninteressant. Der Gründer Walter Spengler – einst Eisenwaren- und Metallhändler – reiste in den 60er Jahren nach Paris, um namhafte Designer zu überzeugen, exklusive Kollektionen für ihn zu entwerfen. Bei Pierre Cardin zum Beispiel gelang es ihm – dem Coutier brachte der dieser Schritt einigen Ärger mit empörten Berufskollegen ein. Die Nähe zu Stardesignern suchte (und fand) Spengler auch in den 70ern. So gehen verschiedene der unten gezeigten Fummel auf das Konto des (ein Jahr später verstorbenen) italienischen Modeschöpfers Emilio Schuberth und des Pariser Stardesigners Jacques Esterel. Esterel verstarb übrigens drei Jahre später.
Spengler war ein Patron der alten (und guten) Schule. Kurz vor der Übernahme durch Schild schrieb die Schweizer Wochenzeitung Weltwoche: «Rauchen war in der Zentrale in Münchenstein strikte und überall
verboten. Dafür wurde im Personalrestaurant schon biologisch-dynamisches
Essen angeboten, als noch kaum jemand wusste, was das war. Ja, die
Gesundheit. Im obersten Stock liess Walter Spengler ein Hallenbad
einbauen, eine Sauna, einen Fitnessraum, auf dass sich die Belegschaft
ertüchtige. Fürs Kader stand darüber hinaus ein Masseur bereit. Er
durfte von jedem Manager pro Tag eine Stunde in Anspruch genommen werden
– während der Arbeitszeit. In Videovorführungen bekamen die Angestellten wöchentlich Bildung
verabreicht. Dabei ging es nicht nur ums perfekte Verkaufen. («Luege,
lose, verchauffe», lautete das Motto. Aufmerksam sein und die Kunden
nicht voll labern.) Nein, es ging um geistige Erbauung. Autogenes
Training, Yoga, Philosophisches. Antiraucherfilme.»
1983 wurde das Unternehmen von Sohn Christian Spengler übernommen – und verlor im Laufe der Jahre durch aufkommende Konkurrenz wie H&M ständig an Marktstärke und Relevanz. 2004 wurde erst der Versandhandel eingestellt, im selben Jahr gingen alle Fillialen des Modehauses an Schild über. Damenmode hier. Herrenmode folgt (teilweise ziemlich lustig).
Dieser verkrampft unverkrampfte Blick schräg nach oben weg, nur nicht in die Kamera schauen. Bei den Mustern würde ich auch weg schauen wollen. :)
AntwortenLöschenUnd pflegeleichtes Nylon & sonstiger Kunststoff am Körper, damit Muddi weniger bügeln muss, herrlich.
Gott, bin ich froh, das das heute nicht Mode ist.
Sonnige Grüße, Eva
Da sind doch wirklich ein paar tolle Klamotten dabei (zumindest bei den Frauen),
AntwortenLöschenvor allem die Mäntel am Anfang wirken zeitlos elegant. Zum Ende hin wird’s dann vielleicht etwas zu modisch :D
Das sind doch viele Sachen, die so heute wieder total einschlagen würden. Wenn ModebloggerInnen das sehen, lecken die sich die Finger nach so guten Stücken.
AntwortenLöschenDas, was die Mädels da anhaben, finde ich größtenteils absolut stylisch. Kein Vergleich zu den Modeverbrechen der 80er und 90er!
AntwortenLöschenja, ich dachte auch, abgesehen von brillen und make up könnte das auch werbung von heute sein. diese "wir haben das lager einer konkurs gegangenen gardinenfabrik aus den 50ern aufgekauft und daraus hängerchen genäht"-modelle in rose, bleu und beige sind doch heut auch wieder der bringer. wenn man h&m und konsorten glauben darf....
AntwortenLöschenDas ist ja interessant, von welchen Klamotten meine Mama geträumt hat 1971, als ich geboren wurde. Aber leider wirklich nur geträumt, obwohl die Mode in der DDR auch genauso war, gab es aber eben nicht viel davon zu kaufen.
AntwortenLöschenIch liebe den Stil. Sogar die Hosen wirken feminin.
AntwortenLöschenDa sind einige Sachen dabei,die ich sofort so tragen würde. Ja,ich steh auf die Mode der70er.
AntwortenLöschenWunderschöne Mode!
AntwortenLöschenEinige Teile würde ich sofort kaufen und anziehen.
Da könnte sich die "Zerfetzte-Jeans und Boho- bzw. Hippie-Möchtegern"-Generation ganz gepflegt eine Scheibe von abschneiden.
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