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Andreas Türck, goldenes Zeitalter der Talkshow |
Das alles war früher besser, Kinder. In den echten Talkshows stritten sich Zuhälter mit Bibliothekarinnen. Frauen mit kleinen Brüsten wollten Frauen mit grossen, falschen Brüsten beibringen, dass kleine Brüste die neuen grossen Brüste seien. Sozialschmarozer stellten sich gelassen den Vorwürfern des fleissigen, aufgebrachten Volkes. Übergewichtige Damen tanzten spontan in Unterwäsche und Buffalos an der Stange zu Eurodance, um das überschäumende Selbstbewusstsein zu demonstrieren.
Heute gibt es nur noch Britt. Sie hat als einzige überlebt und sieht trotz ihren mittlerweilen 40 Jahren immer noch aus wie 20. Dabei war sie, als 2001 ihre Show lanciert wurde, schon über 30. Das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Sendung Käse ist. Hört mir auf mit Vaterschaftstests und Lügendetektoren. Letztere werden übrigens komplett nichtsnutzig eingesetzt. Damit mag man die Frage bantworten «Hast du diese Schokolade gestohlen?» - aber nicht: «Würdest du deine Ex immer noch so fest lieben wie am ersten Tag, wäre sie nicht mit deinem adoptierten Halbbruder durchgebrannt, nachdem sie dir dessen Kind angehängt hat?» Abgesehen davon interessiert diese Frage weit weniger als das Thema mit den Brüsten oder den Buffalos. Und am Schluss hält Britt noch eine Standpauke mit Erzieh-Effekt: «Es ist DEIN Kind, du bist erwachsen, kümmere dich darum, hole dir Hilfe, nimm DEIN Leben in die Hand, sprich dich aus, arbeitet an euch!» Nein danke.
Andreas Türck war damals ein Frauenschwarm. Er war nicht ganz so aalglatt wie einige seiner Kollegen, die mehr wie zukünftige Banker im Medienpraktikum wirkten. Der ehemals «erotischste Mann Deutschlands» (Amica) hatte einen unterschwelligen Rockstar-Touch. Ein Charaktergesicht mit guten Sprüchen und gelegentlichen Schweissflecken (die zum Gespött von Stefan Raab wurden). Als er 2004 der Vergewaltigung beschuldigt wurde, war seine blühende Karriere faktisch zu Ende. Zwar wurde er ein Jahr später freigesprochen - die Richter hielten die Aussagen des mutmasslichen Opfers für unglaubwürdig - aber den Stempel der Ungewissheit trug er fortan prominent auf der Stirn. Ein Kachelmann seiner Zeit, sozusagen. Auch wenn Türck kein Buch schrieb.
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