Wir beginnen mit einer "leicht montierbaren Senkrechtmarkise" in schmuckem orange/braun. Im Preis nicht-inbegriffen ist das tolle Tee-Set im Rössler-Look. Rössler ist der schweizer Porzellan-Hersteller, der einst das Geschirr produziert hat, das heute von Zürcher Hipstern übertreuert in Zürcher Hipster-Brockenhäusern zusammengekauft wird und von unseren Grossmüttern in IKEA-Teller-Manier pallettenweise erworben wurde (günstig, schlicht, zweckmässig). Den roten Krug auf der Migros-Milch hat also nicht die Migros erfunden. Aber man kauft ja ohnehin Bio-Milch ohne roten Krug. Dafür mit einer Kuh feat. Hörnern, obwohl die gefeatureten Kühe ihre abgesägten Hörner höchstens aus Funk und Fernsehen kennen.
Auf dem Balkon sitzt's sich bekanntlich leichter, wenn man von einer "dekorativen Schnellspann-Markise" vor neugierigen Sonnenstrahlen und Hautkrebs-erzeugenden Nachbarsblicken geschützt wird:
Diese schmucken Korbstühle hatte Ackermann leider nicht im Angebot. Aber eine interessante Alternative: Eine dreiteilige Möbelgruppe aus Vollweide (und nicht etwa Halbweide, bei der jede zweite Weide durch bunte Plastikkabel ersetzt wurde). Was man in den 80er Jahren ebenfalls noch gerne nutzte: Rasenteppich. Nicht nur zu dekorativen Zwecken bei Fotoaufnahmen, auch im richtigen Leben. Vielleicht etwas vom Hässlicheren, was das 20. Jahrhundert hervor gebracht hat - ähnlich wie künstliche Palmen.
Der Rasenteppich konnte natürlich gleich mitbestellt werden:
Auch nicht zu verachten: Sonnenschirme! Die folgenden Exemplare wurden von Ackermann nicht ganz unbescheiden als "die schönsten Sonnenschirme für Balkon und Garten" betitelt. Das lassen wir durchgehen, denn sie sind wirklich sehr schön. Erfreulich zeitlos für die 80er Jahre.
Nur, wohin damit? In den passenden Sockel, genau. Vorzugsweise wählen wir ein Exemplar, das sich mit stilgerechten Geranien bepflanzen lässt:
Wer mehr zu bieten hatte als Rasenteppich und Balkon - nämlich einen echten Garten - verbrachte darin gerne mal die eine oder andere Zeit. Beispielsweise zum Picknick (formerly known as Pic-Nic). Wichtig hierzu das passende Plastik-Set. Und das noch passendere Sommer-Kleidli.
Die Zelte im Garten aufschlagen - ein gutes Stichwort: Wenn beim Picknick plötzlich dunkle Wolken aufzogen und der aufkommende Regen ein rechtzeitiges Zurückkehren zum heimischen Balkon verunmöglichte, tat man gut daran, in weiser Voraussicht ein schmuckes Zelt aufgestellt zu haben. Diese trugen logische Namen wie "Lugano", "Milano" oder - es liegt nicht nur geografisch völlig auf der Hand - "Thaiti". Wer in den 80er Jahren einmal einen Campingplatz von innen sah, kennt diese störrischen PVC-Monster. Oder in den 90er Jahren. Man kauft ein Zelt ja nicht alle Tage, da man es selten bis nie braucht. Hauptsache angeschafft. Gut angeschafft ist halb übernachtet (nicht zweideutig gemeint).
Das nötige Gepäck verstaute der aufgeschlossene 80er-Jahre-Camper entweder im E30er-Touring oder aber im passenden Rucksack. Das Modell links habe ich aus meiner Kindheit noch bestens in Erinnerung: Es versperrte mit seinem sperrigen Metallgestell noch Jahrzehnte nach letztem Gebrauch den Dachboden. Atmungsaktivität stand damals im krassen Gegensatz zur Wasserdurchlässigkeit - man wünscht sich diese steifen Nylonmonster wirklich nicht zurück. Auch wenn die Kombination Rot/Blau eine gewisse Berechtigung an den Tag legt. Wie man das Möbel rechts am Rücken trug, bleibt mir schleicherhaft. Seine Stärken beschränkten sich wohl eher auf die Wanderpausen - oder auf das Herumstehen vor dem E30er-Touring.
Womit wir endlich beim Thema Auto angelangt wären. Der Ackermann-Versand vertrieb zwar keine Fahrzeuge, lieferte aber bei Bedarf Sitzbezüge, die sich gewaschen hatten - und notfalls auch gewaschen werden konnten:
Nicht nur thermoausgleichend, sondern auch attraktiv! Für das Foto oben wurden übrigens extra die Türen ausgebaut, aber das Resultat sprich ja wohl für sich. Das Modell war nicht mehr das allerneuste und brauchte folglich keine Kopfstützen. Die sind ohnehin überbewertet.
Wer nicht gerade das heimische Sofa spazieren fahren wollte, konnte zum Glück auf sportlichere Varianten zurückgreifen. Wunderschön illustriert am Beispiel eines Golf-Cabrios, auch bekannt unter dem niedlichen Kosenamen "Erdbeerkörbchen". Asche über mein Haupt, falls es kein Golf-Cabrio ist, aber welches andere Auto hatte sonst einen Henkel? Das Emblem am Lenkrad wurde jedenfalls sauber verdeckt, man wollte ja keine Schleichwerbung machen - oder durfte den Volkswagen nicht für das Anpreisen von Dritthersteller-Sitzbezügen missbrauchen. Die Fotos wurden entweder in England aufgenommen oder per Photoshop 0.0.1.2 Beta C64 Family Edition gespiegelt. Schliesslich hat sich die Welt anno 1854 darauf geeinigt, dass das Lenkrad auf die linke Seite gehört. Da es damals in England noch kein Internet gab, bekam es dort niemand mit - und zack waren die Strassen falsch rum bemalt, ein Rückzieher ausgeschlossen. Nebst der Minze im Essen vielleicht etwas vom Dümmeren, dass sich die Briten jemals leisteten.
Dürfen es noch ein paar Sitzbezüge mehr sein? Ethisch wäre das Modell "Viking" (unten) heute nicht mehr vertretbar. Immhin mussten dafür 28 Teddybären ihr Leben lassen - pro Seite! Tolles Lenkrad übrigens - ein Meilenstein der Stabilitätsgeschichte. Es vergrösserte bei einem Aufprall die Knautschzone um 3cm und hätte im Nachhinein die Entwicklung des Airbags unnötig gemacht.
Die Auswahl an Sitzbezügen war bisher etwas spärlich. Dieser Tatsache soll Abhilfe geschaffen werden mit der Präsentation drei weiterer Schmuckstücke:
Tiger oder Lamm, das ist hier die Frage. Bei der Tiger-Ausstattung "Tiger" bekam man offensichtlich zwei verschiedene Bezüge für die Vordersitze geliefert. Während der Beifahrersitz (Frau) Sitz und Kopfstütze klassisch trennte, versprühte die Fahrerseite (Mann) Recaro-Feeling und liess Grenzen verschmelzen. Dieses Problem hatte man beim unteren Modell nicht - nennen wir es "Lamm". Zumindest für die Varianten "Camel", "Natur" und "Silber" waren Kopfstützen höchstens als fakultatives Aufsteck-Extra vorgesehen. "Anthrazit" hingegen deckte auch schleudertraumatisierte Kunden ab: Im Minimum ein Lammfell drum.
Nun zu den Bestelldetails:
Das erste Cabrio ist tatsächlich ein Golf. Das Auto mit der Knautschzonenerweiterung (tolles Wort!!) ist ein Citroën CX.
AntwortenLöschenDanke! Ah, das Lenkrad stellt eine Erweiterung der Knautschzone dar oder habe ich das falsch verstanden?
AntwortenLöschenNein, tatsächlich nur ein Designelement der 70er.
AntwortenLöschenAha, jetzt dachte ich schon...
AntwortenLöschenTja, manches hat sich aus gutem Grund nicht durchgesetzt...
Oh, merci vielmol für den ausführlichen Bericht über unsere frühere Kollektion...da kommen auch bei uns Erinnerungen hoch...
AntwortenLöschenÜbrigens findet Ihr hier unsere aktuelle Gartenmöbel Kollektion: http://www.ackermann.ch/gartenmoebel-balkonmoebel/gartenmoebel-balkonmoebel/haushalt/shop-sh18773674/versand/ackermann-ch
Wer weiss, was in gut 30 Jahren darüber geschrieben wird...;-)
Autobezüge haben wir aktuell nicht im Sortiment, aber die Bilder sind schon mal eine gute Inspiration für eine mögliche zukünftige Kollektion...