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Alles selbst eingescannt aus alten Zeitschriften.

Samstag, 12. März 2011

Schöner wohnen mit Ackermann '85: Bett und Bad

Zufällige nenne ich einen Ackermann-Katalog von 1985 mein Eigen. Ein Glücksfall, denn kann das sonst von sich behaupten? Niemand, genau. Den Ackermann-Versand gibt es bekanntlich noch heute. Beheimatet im Entlebuch (Kanton Luzern) verschickt er nach wie vor seine Telefonbuch-ähnlichen Kataloge in die ganze Schweiz - und wartet wohl heimlich das Ende dieser in die Jahre gekommenen Verkaufsform ab. Ein Telefonbuch, liebe Kinder, ist übrigens ein Buch, in welchem alle Telefonnummern eines Kantons aufgeschrieben waren. Damals, als man das Internet noch für eine private Schule mit Übernachtungsmöglichkeit hielt, schlug man darin nach, wen man wie anrufen konnte.

Zurück zu Ackermann, zurück zu den 80er Jahren. Der Grund, wieso es dieses Jahrzehnt im Bereich der Haushaltseinrichtung noch nicht in die nostalgischen Kapitel der Design-Geschichte geschafft hat, ist relativ schnell erklärt: Im Gegensatz zu den 60er- und 70er Jahren war in der Folgedekade vieles so hässlich, dass sich die heutigen Geschmacks-Balken biegen. Blicken wir punkto Mode, Auto, Unterhaltungselektronik und Musik mittlerweile beinahe sehnsüchtig auf den Vokuhila-Zeitgeist zurück, stellt sich bei der Wohnungseinrichtung teilweise die Frage: Wie konnte man nur?

Zur Beruhigung der 80er Jahre darf versichert werden: Bald werden die 90er Jahre auch in diesem Bereich den Titel der Scheusslichkeit erobert haben. Dann kriegen die Lofts dieser Welt neue Kleider und Omas, Hartz IV-Empfänger und sonstige Trendmuffel dürfen ihre Möbel für eine angemessene Aufwandsentschädigung an die börsenkotierten Nachfahren übergeben. Vielleicht.

Hier also zur Einstimmung einige Eindrücke aus Schlaf- und Badezimmer - 28 Bilder!

Stilvolle und zeitlose Bettbezüge - wären übrigens auch in der seltenen, aber komfortablen Übergrösse 240cm erhältlich gewesen. Hätte ich das gewusst - eine Vorratsbestelllung meinerseits wäre sicher gewesen. Vierjähriger hin oder her. 




Aber schöne Schlafzimmer gabs. Nicht zuletzt die entsprechenden Bilder an der Wand sorgten für wohlige Wärme:


Um das tolle Bild in vollgen Zügen geniessen zu können, schauen wir uns ein wenig genauer an:


Das Bett eben war ja geradezu unspektakulär. Da hat das folgende Exemplar schon mehr zu bieten. Die beiden Deko-Äpfel aus Plastik mögen nicht darüber hinweg zu täuschen, dass man sich hier für 700 Franken einen überdimensionalen Staubfänger ins Schlafzimmer stellt. Immerhin gibts zwei Kissen dazu.


Dann doch lieber die rot-grau-gestreifte Jugendliege mit Umbau. Nachttischli inklusive.


Bleibt noch die Frage: Wohin mit den Kleidern? Vielleicht in diesen schmucken Schrank aus holzähnlichem Kunststofferzeugnis, gepresst. Notfalls auch in Kiefer erhältlich, aber wer möchte angesichts des hier präsentierten Schmuckstücks schon auf Alternativen zurückgreifen?


Wenn schon Alternative, dann das folgende Modell: Auch wenn der Holzprint punkto Variation an Grenzen stösst, stellt dieses Ungeheuer eine optische Bereicherung eines jeden Schlafzimmers dar.


Genug geschlafen, ab gehts ins Badezimmer. Dieses Beispiel mag besonders durch das rosa Blüten-Baum-Konzept zu überzeugen. Die WC-Bürste hingegen könnte man getrost noch etwas prominenter platzieren - sonst verfehlt man sie womöglich, wenn man aus der Dusche steigt.


Apropos duschen: Mit dem richtigen Duschvorhang macht das Ganze noch viel mehr Spass:


Und noch etwas darf beim Bade- und Duschplausch nicht fehlen: Das passende Frottee-Tuch. Hier kommen selbst Fans des FC Wettingen nicht zu kurz. Einst ein erfolgreicher Verein, den Maradonas SSC Napoli 1989 nur mit Hilfe göttlicher Schiedsrichtereingebung aus dem UEFA-Cup werfen konnte. Den Aargauern war das Glück dazumals ohnehin nicht hold: Wenige Tage vor jenem Spiel pfiff der Unparteiische ein Spiel in Sion just im etwas unpassenden Moment ab, als sich ein Wettinger Ball gerade auf dem Weg ins gegnerische Tor befand. Dies wiederum bewog die drei Spieler Germann, Baumgartner und Kundert nach Spielschluss dazu, ihrem Unmut mittels Tritten und Schlägen gegen Schiedsrichter Klötzli Luft zu verschaffen. Mehrmonatige Sperren und Geldstrafen waren die Folgen. Aus dieser Krise schaffte es der Verein nie mehr so richtig, 1993 wurde der FC Wettingen aufgrund finanzieller Engpässe aufgelöst. Der anschliessend neugegründete Klub Wettingen 93 dümpelt seither etwas verloren in der Versenkung umher und kennt die nationale Spitze nur noch aus Funk und Fernsehen.


Wer sich nach dieser herzerweichenden Geschichte trotzdem kein FC Wettingen-Frotteetuch anschaffen möchte: Hier einige Ausweichprodukte in frohen Farben.


Von Frottee konnte man in den 80er Jahren im Badbereich ja ohnehin nie genug kriegen. Besonders im Toiletten-Bereich galt die Devise: Frottee hier, Frottee da. Dass man WC-Deckel mit dem flauschigen Material auskleidete, war zumindest hygienisch betrachtet halbwegs vertretbar. Dies kann von den entsprechenden Toiletten-Vorlegern nicht uneingeschränkt behauptet werden. Der Fortpflanzungs-Traum eines jeden Fusspilzes eignete sich wohl auch vorzüglich als Auffanglager für mögliche Querschläger im stehenpissender 80er-Machos.


Aber wieso über Details diskutieren, wenn man gleich das ganze Badezimmer in einen Teddybären verwandeln kann? Die Velours-Platten hatten aber zwei entscheidende Vorteile: Sie waren selbstliegend (das bedeutet, sie konnten ohne fremde Hilfe liegen und mussten nicht etwa gehalten werden) und sie waren in reizvollen Farben erhältlich. Besonders die elegante grüne Version sticht noch heute sofort ins Auge:


Apropos Fusshygiene: Die Oberfläche von Personenwaagen hat sich glücklicherweise auch zum Guten gewandelt. Waschmaschinenfest schienen die folgenden Expemplare ja nur begrenzt zu sein:







Ein weiteres schönes Badezimmer: Toilettenvorleger, WC-Sitz und die dazugehörige Bürste verschmelzen zu einer harmonischen Komposition. Der Boden komplett ausgelegt mit selbstliegenden Velours-Platten, unterstütz durch zusätzliche Flauschteppiche.


Traum in grün: Stimmiges Arrangement mit der dazu passenden, obligaten Palme im Spiegel.


Schlichte Alternative mit Teppichboden: Nicht besonders schön, aber praktisch.


Schränkchen für alle Fälle in betörendem Beige:


Formschöner Spiegelkasten mit integriertem Zahnbürsten-Halter:


Der Vorteil an dieser heimeligen Echtholz-Serie: Sie ist badezimmerfest. Gerade bei der Ausstattung eines Badezimmers ist dies ein nicht zu unterschätzender Pluspunkt. WC-Bürsten in massiver Holzausführung müssen aber nicht sein. Schliesslich könnte man auf die revolutionäre Idee kommen, sie alle paar Jahre auszuwechseln.


Das Selbe in Grün in der Armenhäusler-Ausführung:



6 Kommentare:

  1. Teppiche überall..Wahnsinn.
    Nunja, wer weiß ob das nicht in 10-20 Jahren wiederkommt? Natürlich mit antibakterieller Nano Beschichtung...

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  2. Wow! Ich habe mir gerade Badezimmer roca katalog angeschaut, weil ich mein neues Bad plane und danach diesen Beitrag gefunden. Ein großer Unterschied... Aber auch schön und nostalgisch sich an die Vergangenheit zu erinnern.

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  3. Hach, herrlich! Ein Traum!

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  4. Das Bild mit der Katze und der Frau habe ich mal als Puzzle geschenkt bekommen. Der Größe nach könnte es sogar ein eingerahmtes Puzzle sein.

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  5. Der große Max Goldt hat ja schon früh die "resttröpchengetränkte Klofussumpuschelung" angeprangert. Das Elend hat mit diesen Bildern ein Gesicht bekommen.

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