Heute: Jeans, 1986. Zwei BRAVO-Mode-Ratgeber zeigen, wies geht - in einem Jahr, das einem eigentlich nur durch die WM in Mexiko in Erinnerung bleibt. Und Tschernobyl, aber daran erinnert man sich ja nicht gern (wenn nicht gerade Wahlkampf ist und man den Atomstrom in die Solarzellen-bepflasterte Wüste schicken möchte). Stein des Anstosses ist das Modell links - einfach skandalös. Wenn man die Augen zusammenkneift, könnte man denken, die Dame stamme aus der Pornoindustrie und habe sich in paarungswilliger Übereifrigkeit einen blauen Jutesack mit Ausschnitt um die Hüfte gebunden.
Über Hosen-Schnitte der 80er hatte man und frau ja zu Zeiten der reizenden Hüftjeans (2000's, Baby!) nur ein müdes Lächeln übrig. Man fragte sich eine zeitlang, worin der Sinn bestand, den Saum irgendwo zwischen Bauchnabel und Brustkorb anzusetzen. Antwort: Die Nieren! Save the Nieren!
Mittlerweile hat sich die ganze Aufregung wieder etwas gelegt und die Mode repetiert brav alles, was die 80er konnten und wollten. So meine ich es zumindest beobachtet zu haben in völlig unabhängigen und subjektiven Studien.
Also, hier ein paar aussagekräftige Bilder zum Theme "Jeans, die anmachen" - und anschliessend noch "Jeans mit persönlicher Note".
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Lässig oversized ja - knackig eng war hingegen noch nicht ausgereizt. |
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"Ziemlich locker darf diese hellblaue Jeans sitzen, weil erst sie mit einem Gürtel auf Taille gebracht werden soll (Dolci, DM 89). Als Extras: aufspringende Falten mit doppelten Nähten auf den Beinen und breite Laschen, die die Taschen-Eingriffe verdecken. An schmalen Hüften sieht sie deshalb am hübschesten aus". Ja, diese Hose sah wennschon an schmalen Hüften noch am hübschesten aus, das haben die BRAVO-Moderedaktoren richtig erkannt. Aber richtig hübsch wäre anders - das konnte man damals jedoch noch nicht wissen, da man sich in den 80er Jahren befand. |
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"An einen Markisenstoff erinnert die Bundfalten-Jeans mit grünen und grauen Blockstreifen (Dolci, DM 98). Witzig daran: Die unten extrem schmal geschnittenen Beine haben einen kleinen Aufschlag. Die Hose lässt sich gut mit Blousons (Pepper, ca. DM 100) und auch Sakkos kombinieren". Das ist wirklich äusserst witzig! Dieser kleine Aufschlag... ist doch witzig, oder? Gebts zu! Jetzt! Übrigens das einzige männliche Model der Reihe. Das oben rechts sind - apropos extrem witzig - nicht weibliche Brüste mit wegretouchierten Brustwarzen, sondern div. kombinierte Extremitäten der Dame unten: |
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"Knackig eng sitzt die knöchellange ausgeblichene Röhre mit kurzen Reissverschlüssen am Beinabschluss (Dolci, DM 80). Wer nicht so schlank ist, sollte ein langes Oberteil drüber tragen!". Willkommen im Jahrzehnt, in welchem man ein Beinkleid "Röhre" nennen durfte. Der Ausdruck prickelt zwar nicht gerade vor Erotik, doch beschreibt er das Kleidungsstück treffend: Eine Röhre mit Reissverschluss. Das kennen wir doch aus Jahrzehnten wie beispielsweise dem Aktuellen. |
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"Fransen und Nieten sind bei Jeans top: Bei der linken sind ab Kniehöhe die Beinnähte mit silbernen Nieten bestückt (Zoom, DM 190)". Aus heutiger Sicht muss man sagen: Fransen sind bei Jeans überhaupt nicht top, pfui! Die reservieren wir uns lieber für die goldenen 20er Jahre, die bald anstehen - wenn wir mit dem Tempo so weiterfahren. |
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"Ziemlich ausgefallen ist die dunkle Jeans, die wie eine Reiterhose geschnitten ist (Outsider, DM 120). An den Beinen wird sie mit Knöpfen geschlossen. Sehenswert ist vor allem die Rückenansicht: Die Sitzfläche ist mit braunem Ledermaterial verstärkt. Vorne sind damit auch die Taschen unterlegt. Zu den extremen Oberschenkelweiten gehören als Ausgleich kurze Oberteile oder solche, die man in die Hose stecken kann". Oberschenkelweiten - auch nicht gerade ein Wort, welches Anspruch auf den erotischsten Ausdruck des 20. Jahrhunderts geltend machen darf. Diese 120 Mark hätte man damals sinnvoller investieren können. 120 Apple-Aktien kaufen zum Beispiel. Oder Jeans, die nicht die Zelluite einer zwanzigfachen Büffelmutter repräsentieren. Oder man hätte 120 Schweizer Franken kaufen und diese heute in geschätze 23'000 Euro umtauschen können (inkl. 3000 Euro Griechenland-Nothilfe). |
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Hier hätten wir noch die Vorderansicht der skandalösen Lederhinternjeans. Jetzt wissen wir auch, was der Reiterhosenvergleich sollte - er ist angebracht. Aber die braune Lederstelle, die zwischen den Beinen hervorblinzelt, wirft einige Fragen auf - z.B. "Muss das sein?". Man könnte denken... nein! Zumindest ist der Schnitt ziemlich beschissen, belassen wir es dabei. |
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Nun zur persönlichen Note. "Vorn sind auf die Jacke jede Menge Schlüsel aufgenäht, die man "roh" verwenden oder auch mit Plakatfarben erst bunt anmalen kann. Auf der Rückseite ist eine Kugelkette (aus dem Eisenwarenladen) gespannt, an der Schlüsselanhänger mit Fotos baumeln. Ausserdem sind Sicherheitsschlösser in verschiedenen Grössen aufgenäht". Tatsächlich eine tolle Idee. Eisenwarenhandel heisst heute Baumarkt, falls sich jemand die Jacke nachbasteln will. Wobei man fairerweise bemerken muss: Die Jacke sieht scheisse aus - Schlüsselanänger-Fotos hin oder her. Wenn Punk wirklich tot ist, ist er 1986 gestorben. |
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"Auf den Po gestickert - Der Trick mit den Stickern funktioniert natürlich auch auf einer langen Jeans. Einfach aufnähen, fertig! Am schönsten sieht es aus, wenn Ihr die verschiedensten Sticker-Motive kombiniert. Ausgefallene alte und auch billige findet man auf Flohmärkten, in Second-Hand-Läden und US-Shops. In Kaufhäusern zahlt man ab 3 Mark pro Stück". Die Kombination machts hier wirklich aus - Lenin meets Reichsadler, Texas meets Surf Club. Edelweiss meets "Sektion Schneemann" der Hitler-Jugend. Selbstgemachte Hot Pants meet Ronald McDonald. Am schönsten ist es, wenn Ihr verschiedene Themen kombiniert! |
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"Rock mit Weltkarte - Den Stoff gibt's vom Meter im Kaufhaus (circa 30 Mark). Er wird leicht gereiht - Länge nach Wunsch - an den Sattel einer alten Jeans genäht. Man kann aber auch jeden anderen lustigen Soff verwenden". Kann man, muss man aber nicht. Denn der Weltkarten-Stoff ist sehr lustig. Falls man gerade keine 30 Mark für Rockeverlängerungen budgetiert hat, darf auch getrost die Schulzimmerkarte des Vertrauens abmontiert werden. "Einheimische Fische" oder "Singvögel unserer Breitengrade" machen sich auch nicht schlecht in der Dorfdisco. |
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Hier noch die Schlüsselanhäger-Jacke von vorne (siehe vorvorletztes Bild). Mir war beim Anordnen der Bilder nicht bewusst, dass teilweise zwei Modelle die selben Stücke zeigen, darum habe ich sie nicht richtig sortiert. Aber zur allgemeinen Beruhigung kann gesagt werden: Die Jacke sieht auch von vorne ziemlich dumm aus. Schlüsseldienste dieser Welt in Ehren, aber das muss nun wirklich nicht sein! |
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An dieser Stelle darf sich nochmals den Text der kombinierten Sticker herbeigedacht werden. Diesmal wurden die Motive etwas harmloser gewählt: Fussball, Deutschland und einige Wappen, die ich nicht kenne, aber die mir bekannt vorkommen. Das eine riecht nach einem südamerikanischen Staat (?), das Andere nach einem deutschen Bundesland (??). Mehr ist in diesem Fall mehr, es darf genäht werden! |
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Hier nochmals Ronald McDonald, Ganzkörperfoto. Ich verstehe nicht, wieso der selbe Jeans-Hintern zweimal abgelichtet wurde, aber BRAVO wird wohl seine Gründe gehabt haben. |
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"Stars & Stripes - Das beste Mittel, um eine alte Hose aufzumöbeln oder eine Fetzenjeans "winterfest" zu machen, ist eine amerikanische (oder jede andere) Flagge (im Armyshop ca. 30 Mark). Einfach in Teile zerschneiden und verteilt rundherum auf die Hose nähen". Toller Tipp, danke! Wichtig sind auch die Beschriftungen mit wasserfestem Filzstift - es drängen sich geistreiche Sprüche wie "It was there" auf, um das Werk zu vollenden. Oder "Guantanamo!". Oder "Nailin Palin". Lasst eurer Fantasie freien Lauf, der nächste Winter kommt bestimmt! |
Dass man so etwas wirklich einmal getragen hat... wobei einige der heutigen Trends auch schwer zu verkraften sind.
AntwortenLöschenSehr schön finde ich auch, dass gleich neben dem "Germany"-Aufnäher auf den Jeans-Shorts eine Konföderationsflagge zu finden ist. Wenn ich nicht wüsste, dass es sich hierbei um einen BRAVO-Artikel handelt, würde ich über so viel journalistische Ignoranz die Hände über dem Kopf zusammen schlagen. Wieso nicht gleich ein Aufnäher mit der Aufschrift "Ku-Klux-Klan"?
Danke fürs Finden und Hochladen!
Also ich find die Jacke wunder-wunderschön... Die Aufnäher sehen aber im Gegensatz zum Bravo-Artikel auf der langen Hose nicht wirklich gut aus. Über die thematische Zusammensetzung der "Sticker" lässt sich natürlich streiten...
AntwortenLöschen5 Bild von oben den kleinen Artikel bitte unbedingt beachten: Wer schlank genug ist kauft 2 nummern größer und zieht sie mit einem Gürtel zusammen. JAAA und schwuppdiewupp hat man Arschfrissthose... was wohl damals das wichtigste überhaupt war.... echt coole Bilder, Danke das hat Spaß gemacht ich fühl mich auf einmal wieder in meine Jugend zurückversetzt.
AntwortenLöschenDas geilste ist ja, dass die letzte Hose schon mal mit der "crazy" Aufschrift zu sehen war im Artikel http://www.vongestern.com/2011/04/mode-1986-guter-lack-und-gute-laune.html seht euch Bild 3 an!
AntwortenLöschenich dachte zu erst beim teaserbild dass die sich eingeschissn hat
AntwortenLöschenja ich hatte auch weiße Tennissocken und hochgekrempelte Jeans ( natürlich ne Karotte von Edwin ! ) .. dazu Nike Sportschuhe und ne Jeansjacke - als ich das gesehen habe fiel mir ein wie schön doch 1986 gewesen ist ... von der Mode einmal abgesehen ;o)))
AntwortenLöschenZum Thema Patches auf Jeansjacken/Hosen: Es kommt echt ALLES wieder.
AntwortenLöschenhttp://www.bravo.de/girl/denim-style-so-traegst-du-jetzt-jeansjacken-372166.html