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Hatten sich lieb: 90er-Jugendkulturen. |
Als Jugendlicher hatte man es in den 90ern nicht einfach - zu gross die Auswahl an Subkulturen, denen man sich anschliessen konnte. Viele junge Leute hatten derart Probleme, sich für eine Richtung zu entscheiden, dass sie sich beinahe wöchentlich eine neue Verkleidung zulegten. Es konnte sogar vorkommen, dass besonders unentschlossene Expemplare innert Monatsfrist vom Punk zum Neonazi wurden, um eine Woche später als Möchtegern-Hip-Hopper durch die Gegend zu stolpern – auf dem Weg an ein Techno-Festival. Hauptsache etwas anecken bei den Eltern und den Lehrern. Fuck the System. Eines hatten alle Geschmacksrichtungen gemeinsam: Man sah (zumindest aus heutiger Sicht) recht dämlich aus – egal was man anzog.
Wer sich damals nicht für eine Fan-Richtung entscheiden konnte und sich nun doch noch einer Subkultur anschliessen möchte, dem sei dieser praktische BRAVO-Überblick ans Herz gelegt. Ist bestimmt für alle etwas dabei.
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Unsere sechs Protagonisten im «Kult-Look». Sie werden uns in den folgenden 90 Minuten ihren Lebensstil näherbringen. Die Dame im Tarnhemd versucht, ihr Taschengeld etwas aufzubessern und klaut dem Punk das mühsam erbetteltes Kleingeld aus der Hosentasche. Dieser ist derart abgelenkt vom Hand-Petting mit der Öko-Tante, dass er den Diebstahl nicht bemerkt. |
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Beginnen wir mit Marc, 17. Bereits deutet sich an: Hier wird unterschieden zwischen Hip Hop und Rap. «Hip Hopper sind immer cool!» Stimmt, Digga! Auch wenns auf den ersten Blick ausschaut, als hätte sich Marc dunkle Schminke an die Wangen gepudert, um seinem schwarzen Lebensstil etwas näher zu sein. Man erinnert sich an Marken wie Stüssy oder Chiemsee, die Mitte der 90er der absolute Übershit waren. Teuer, aber Übershit. Yo! |
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Let's meet Pizzy, 15, Gammlerin. Nicht böse gemeint, sondern ein Kompliment. Wer Kurt Cobain möglichst nahe sein wollte, besorgte sich sein Outfit in Altkleidersammlungen. Besonders chic: Selbstgestochene Piercings mit fiesen, eiternden Rötungen um die Einstichstelle. Grunger wären heute Emos, die gute Musik hören. Pizzy hatte sich den ganzen Shit gut verinnerlicht: «Wenn ich richtig überlege, leben wir in einer Scheisswelt, in der total viel schiefläuft.» Sogar ihr Freund hat sie verlassen, weil ihm ihr einladender Kleidungsstil nicht mehr gefiel. Kurt Cobain – Gott hab ihn seelig – war ihr grosses Vorbild. Artikel erschien 1994. Hust hust. |
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Auch Punk Marcel besorgt sich seine Ankleide nicht bei H&M, sondern im Second-Hand-Laden. «Da kriegst echt coole Fetzen und zwar umsonst!» Scheint ja einem besonders cleveren Geschäftsprinzip zu unterliegen, sein Stammladen. Punks hielten sich gerne Ratten, da die klugen Tiere einerseits angenehme Begleiter, andererseits gute Schockierer des systemtreuen Spiessertums waren. Leider verstarben sie meist nach kurzer Zeit, da es sich bei den kleinen Beisserchen um Nachkommen von Labor- und Futterratten handelte. Angezüchtete Lebenserwartung: Kurze Zeit. |
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Nun zu den Rappern. Heute ist ein Rapper jemand, der rappt (nicht zu verwechseln mit einem MC). Damals – zumindest laut BRAVO-Logik – jemand, der Rap hörte. «In seiner Clique ist er der einzige Rapper. Seine Freunde stehen mehr auf Hip Hop». Hartes Los. Aber Wayne. Wayne steht auf Ice-T, Snoop (Doggy) Dogg und graue Wandersocken. The Chronic, Beyatch! |
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«Look: Latzhosen, Springerstiefel, No Fear-Mützen. Bei Mädchen angesagt: Plüschtier-Rucksäcke oder Teddy-Brusttaschen.» Wünschen wir uns diese Zeit nicht zurück? Zwar nein, aber trotzdem. Dank des Kultgetränks «Red Bull» war es den Ravern möglich, nächtelang auf 145 BPM durchzutanzen bis zum Umfallen. Und ein paar Pillen. Aber nicht unsere Micha, 17. So nicht! Auch wenn sie mit der Aussage, an einem Rave sei es wie bei einer grossen Familie, bei der alle miteinander redeten, als kenne man sich ewig, etwas an ihrer Glaubwürdigkeit kratzt. Kratzi, kratzi. Tu es nicht, Micha! |
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«Meine Mum zwirbelt mir die Haare mit Zuckerwasser auf»: Let's meet Tobias, 13. Seine Freunde sagen, er sähe aus wie Billy Idol, der in die Steckdose gelangt habe. Kann man so nicht bestätigen. Eher wie Oliver Pocher auf Crack. Täglich hört er vierzig Minuten Reggae. Lord have mercy! |
Der Marcel ist 13 und zieht sich regelmäßig ein paar Büchsen Bier rein? :D Fängt aber früh an, der Gute, haha.
AntwortenLöschenAuch herrlich wie der "Rapper" ein Ami sein musste :P Ich liebe diesen Artikel (ich war ja ein Punk, haha).
LöschenFrüh übt sich, wer ein richtiger Punk werden will; ein Bier ist kein Bier!
LöschenDeswegen hat er ja auch so rote Augenränder.
Löschen"Oliver Pocher auf Crack" You made my day xD
Danke!
dieses gefühl wenn man denkt: "der ist ja heiß!" und dann ist er 13. autsch.
LöschenIch hatte zumindest einen Anti-Atomkraft Fuck Chirac Anstecker
AntwortenLöschenWayne, Wayner, am Waynesten. Und natürlich Esther. Wayne seine Schwester. :D
AntwortenLöschenPizzys Musikgeschmack war ja eigentlich völlig in Ordnung. Was aber gar nicht ging, waren die Stone Temple Pilots damals - die Caught in the Act unter den Grunge-Bands. Da wars dann auch schon wieder vorbei mit der Street Credibility, Pizzy-Mäuschen!
AntwortenLöschenVöllig korrekt!
Löschen-Der Marc möchte dem Redakteur doch bitte mal erklären, was "Hop Hop" ist.
AntwortenLöschen-Die junge Dame im Tarnhemd ist natürlich unser Raggamuffin, Tobias, 13.
-Wayne hat es geschickt vermieden, sich über illegale Rauchwaren zu äussern (trotz des Shirts und Snoop Dogg). Was im Grunde natürlich auch für Tobias gilt. Aber: anno 1994 war Ice-T doch längst beim Hardcore angekommen. Body Count und so.
-Pizzy steht nicht so auf Klamotten und Äusserlichkeiten. Deswegen trägt sie auch nur die völlig korrekte Grunge-Uniform, ohne die man sich bei seinen Peers nicht blicken lassen darf. Aber Grunge ist ja keine Mode, sondern Podest.
-Was haben die da eigentlich alle für'n Kabel in der Hand, nur der Marc nicht?
Ein Fernauslöser für die Kamera. Sozusagen Selfies in den 90ern...
LöschenWar schon ne geile Zeit damals, irgendwie...
AntwortenLöschenDamals, 1994, als "Korrekturlesen" für die Bravo noch ein Fremdwort war :D
AntwortenLöschenAch herrlich. Wobei ich "Wayner" für eine total gelunge Namensneuschöpfung (Wayne + Rainer) für "hippe" Eltern mit Mut halte, die ihren Kindern einen internationalen Namen mit deutschem Einklang geben wollen.
So wie die, die Jaqueline, Schakelin schreiben.
Es wäre mal interessant heraus zu finden, was aus den Kindern geworden ist. Ich wette mal, die sind jetzt auch ganz normale Spießbürger. Arbeit, Familie...
AntwortenLöschenJemand, der "Dr. Dre - The Chronic" gehört hat, kann kein schlechter Mensch sein!
AntwortenLöschenDie sind jetzt alle 30+ Hipster.
AntwortenLöschenMann Mann Mann, da hat Bernd Knill aber reichlich oft haarscharf neben die korrekten Tasten gehauen...
AntwortenLöschenAch, ich würde auch gern wissen, was aus denen geworden ist! :D Vielleicht erkennt sich ja jemand wieder?
"Die Dame im Tarnhemd versucht, ihr Taschengeld etwas aufzubessern und klaut dem Punk das mühsam erbetteltes Kleingeld aus der Hosentasche"
AntwortenLöschenDie Dame war wohl doch ein Junge. :D
ein paar jahre später so 1998 gabs bei uns in der schule in österreich punks, skater, skaterpunks, prolos, nerds hippies und später gabs dann noch goths
AntwortenLöschenSo viel Dummheit wie dieser selbsternannte "Hip-Hopper" da verbreitet... war das damals erlaubt? Oder haben ihn die echten Hip-Hopper später auf dem Schulhof verprügelt?
AntwortenLöschenDass da kein Redakteur die Fakten checkt, z.B. mit dem "Rapper"... wobei der auch... wir sehen, ich verstricke mich in Begrifflichkeiten.
Das Grunge-Mädchen ist aber heiß (und sieht nie im Leben aus wie 15 oder auch nur unter 18)
Sorry fürs Leichenfleddern :)
Durch die Bravo Brille betrachtet, find ich die 90ér irgendwie gar nicht mehr so cool, als ich sie noch in Erinnerung hatte..
AntwortenLöschen13Jährige Punks die bei einer Bravo Foto Love Story mitmachen? Was hätte wohl Sid Vicious dazu gesagt? Bei uns Skinheads wäre er vermutlich ertränkt worden.
Pizzy, kannste nicht mal Fragezeichen benutzen?
AntwortenLöschen;-)